Die Antwort könnte lauten: Eigentlich bin ich deutsch, aber geboren wurde ich in den USA. Aufgewachsen bin ich in Japan und China, und im Moment studiere ich in Singapur. Wenn dann auch noch die Eltern eine binationale Ehe führen, wird es richtig kompliziert. Außerdem stellt sich dann immer die Frage: Interessiert das überhaupt jemanden? Wie viel will ich denn überhaupt von mir preisgeben bei einer Frage, die vielleicht nur als Smalltalk gedacht war? Und noch viel wichtiger: Wo fühle ich mich denn wirklich zu Hause? Fragen, die sich offensichtlich auch Alice Merton schon gestellt hat, beschreibt sie doch in ihrem Song „I´ve got no Roots“ genau dieses Gefühl der Wurzellosigkeit sehr eindrucksvoll. Als Tochter eines Deutsch-Irischen Paares, wuchs sie in Kanada, Deutschland und England auf und erfüllt damit das Profil eines klassischen Third Culture Kids. Junge Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, wie Alice Merton, berichten ebenfalls, dass Heimat für sie weniger geographisch, also an keinen bestimmten Ort gebunden ist, sondern eher ein Gefühl in ihrem Innern. Vor allem in der Gemeinschaft mit anderen TCK fühlen sie sich zugehörig. Ich finde es bemerkenswert, dass eine deutsche junge Frau, die in China aufgewachsen ist, eine größere emotionale Verbindung zu einem gleichaltrigen Amerikaner spürt, der seine Jugend in Dubai verbracht hat, als zu einer Deutschen, die ihr Leben lang in Deutschland gelebt hat. Ein gemeinsamer Lebensstil ist das verbindende Element. Expat-Familien wissen zu Beginn einer Entsendung, dass es irgendwann zurück in die Heimat gehen wird. Dieses Wissen unterscheidet sie von Einwanderern, die versuchen, sich möglichst gut in die neue Kultur zu integrieren, um möglichst bald ein Teil davon zu sein. Expats sind leider meist nur Zaungäste, vielleicht sind sie dem neuen Land gegenüber offen, reiselustig und kulturell interessiert. Aber der Umstand, dass sie nicht wirklich Teil ihrer Gastkultur werden wollen, hält sie davon ab, ganz in Sprache und Kultur einzutauchen. Sie entwickeln ihre eigene Kultur, die bereits erwähnte Drittkultur, die ihre Kinder maßgeblich prägt.
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